Das Finanzamt Bad Neuenahr-Ahrweiler
Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mit ihren rd. 27.500 Einwohnern liegt zwischen bewaldeten Hügeln und sonnenbeschienenen Weinbergen im Tal der Ahr, nur wenige Kilometer vom Rheingraben entfernt. Durch ihren unmittelbaren Anschluß an die linksrheinische Autobahn A61 ist es leicht möglich, von hier aus die Ballungszentren an Rhein, Main und Ruhr und auch den ehemaligen Regierungssitz und jetzigen Bundesstadt Bonn zur erreichen.
Der Bindestrich im Stadtnamen kam 1969 mit dem 4. Gesetz über die Verwaltungsreform im Lande Rheinland-Pfalz zustande; er verbindet im wahrsten Sinne des Wortes zwei ungleiche Schwestern:
- das moderne kleinstädtische Bad Neuenahr mit seinem eleganten Kurviertel und
- das ältere Ahrweiler mit seiner großen Stadtmauer
Geschichtlich betrachtet hat die Stadt viele Wurzeln. Die Zeugen der Vergangenheit sind überall sichtbar und prägen das Erscheinungsbild der Stadt wesentlich mit; sei es die Weite einer großen Kirche, die Enge einer kleinen Kapelle, das malerische Fachwerkhaus, die dekorative Gründerzeitfassade oder die Tore und Türme der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert. Vielfältig und verschieden präsentiert sich einem in diesem Zusammenhang die wechselvolle Geschichte der Stadtteile, aus der die heutige Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hervorgegangen ist.
Bad Neuenahr
>> Neuenahr << - war ursprünglich der Name der südlich des Ortes gelegenen und im Jahr 1372 zerstörten Burg und der von ihr beherrschten Grafschaft. Hierzu gehörten die Dörfer Wadenheim (992), Hemmessen (1106) und Beul (1374). Nach der Entdeckung der Heilquellen im Jahre 1852 und Aufnahme des Badebetriebes wuchsen diese drei Orte zusammen. Ihr gemeinsamer Name lautete seit 1875: >> Neuenahr <<; seit 1927: >> Bad Neuenahr <<. Die Stadtrechte wurden Bad Neuenahr 1951 verliehen.
Auf der Grundlage von Mineralwasser (Apollinaris) und 36 Grad warmer alkalischerdiger, kochsalzarmer und mit einem hohen Gehalt Kohlensäure gebundener Thermen zu Trink- und Badekuren bei Diabetes, Magen- und Darmleiden, Krankheiten der Leber- und Gallenwege, sowie bei Funktionsstörungen von Herz- und Kreislauf hat sich das Heilbad zu einem internationalen Kurort entwickelt.
Ahrweiler
>> Ahrweiler << - der ältere der beiden Stadtteile, wird als >> Ahrwilere << erstmals im Jahre 893 in einem Güterverzeichnis der Abtei Prüm erwähnt. Diese Abtei hatte in Ahrweiler große Besitztümer. bis 1100 gehörte Ahrweiler zum Argau. von 1100 - 1246 wurde die Landeshoheit von den Grafen von Are ausgeübt; von diesen ging sie 1246 über an die Grafen von Hochstaden des Erzstiftes Köln, die bis 1794 Landesherren blieben. Erzbischof Konrad von Are-Hochstaden, der Ahrweiler 1248 bereits die Stadtrechte bestätigte, bestimmte die Stadt zusammen mit Bonn, Neuss und Andernach zu Mithauptstadt von Kur-Köln. Entsprechend dieser politischen und strategischen Bedeutung ließ der Landesherr Ahrweiler mit einer auch heute noch sehenswerten Befestigungsanlage versehen.
Wallgräben, Stadtmauer, Tore und Türme aus dem 13. Jahrhundert sind noch heute fast vollständig erhalten. Im 30-jährigen Krieg (1633, 1642, 1646) wurde die Stadt von Feinden belagert, geplündert und gebrandschatzt; im 3. französichen Raubkrieg am 1. Mai 1689 bis auf 10 Häuser völlig zerstört. Es dauerte Jahre bis sich der Wiederaufbau vollzogen hatte. Von 1794 - 1814 stand Ahrweiler unter französischer Herrschaft, der die Zugehörigkeit zu Preußen von 1815 - 1945 folgte. Die letzten feindlichen Angriffe mußte Ahrweiler 1044 und 1945 über sich ergehen lassen. Der Bombenkrieg legte den südlichen Teil der Kernstadt völlig in Trümmer. Der Wiederaufbau erfolgte aber rasch.
Wer als Altertumsfreund Ahrweiler besucht, wird von der St. Laurentius Pfarrkirche (1269) - eine der ersten gotischen Hallenkirchen des Rheinlandes - und den Ausgrabungsarbeiten zu der erst kürzlich entdeckten wohl zweitgrößten römischen Villa nördlich der Alpen besonders angetan sein.
Ruf und Bedeutung von Bad Neuenahr-Ahrweiler sind in erster Linie durch seinen Charakter als Kurort und Fremdenverkehrsstadt begründet. Daneben ist aber auch der Weinanbau eine weitere tragende Säule für die Wirtschaftkraft der Stadt. Fast 300 ha bestockte Rebfläche liegen in den Gemarkungen der Stadt. Darüber hinaus ist ein besonderer Anziehungspunkt die Spielbank Bad Neuenahr, in der Roulette-, Baccara-, Black jack-Tische und ein moderner Automatensaal auf rd. 1/4 Million Besucher im Jahr warten. Wußten Sie übrigens, daß 80 % des Bruttospielergebnisses als Spielbankabgabe an den Staat abgeführt werden müssen?
Unter den zahlreichen Behörden, die in der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ansässig sind, befindet sich auch das Finanzamt mit seinen derzeit rd. 170 Bediensteten. Es umfaßt z.Z. 7 Sachgebiete; die Verwaltung der KfZ-Steuer und die Prüfungen der Großbetriebe werden vom Finanzamt Neuwied wahrgenommen, die landwirtschaftliche Betriebsprüfung nimmt das Finanzamt Koblenz wahr; die Aufgaben der Finanzkasse sind im Finanzamt Montabaur angesiedelt; Erbschafts- und Schenkungssteuer erhebt das Finanzamt Koblenz und Steuerfahndung und Bußgeld- und Strafsachenstelle für Bad Neuenahr-Ahrweiler haben ebenfalls dort ihren Sitz; die Grunderwerbsteuerstellen wurden seit dem 01.01.2003 beim Finanzamt Mayen zusammengefasst.
Das Steueraufkommen liegt mittlerweile in der Größenordnung von etwas über 330 Millionen Euro (Stand: 31.12.2011), womit das Finanzamt die 17. Stelle unter den 26 rheinland-pfälzischen Finanzämtern einnimmt.
Zuständig ist das Finanzamt für die Besteuerung im vorwiegend ländlich strukturierten Kreis Ahrweiler, der sich 1932 aus den früheren Kreisen Adenau und Ahrweiler gebildet hat. Fremdenverkehr, Weinbau (größtes Rotweinanbaugebiet Deutschlands) und Landwirtschaft sind die bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren, während größere Industriebetriebe seltener anzutreffen sind. In der Hocheifel ist der weltbekannte Nürburgring einer der größten Anziehungspunkte.
Im Übrigen besteht ein starkes wirtschaftliches Gefälle zwischen der "reicheren" Rheinschiene (mit vielen Pendlern zur Stadt Bonn) und den "ärmeren" Eifelregionen.
Will man nun die Geschichte des Finanzamtes zurückverfolgen, so stellt man bald fest, daß dem Namen nach ein Finanzamt vor dem Jahre 1900 noch unbekannt war. Es gab Zollämter, Steuerämter, Bezirkskassen, Gemeindekassen und vieles andere mehr; die Besteuerung war sehr unterschiedlich geregelt.
So ist bekannt, daß die Bürger der Stadt Ahrweiler auch schon im Mittelalter nicht nur grundherrliche Abgaben (den sogenannten Zehnten) , landesherrliche Steuern und Reichssteuern (z.B. Türkensteuer) zahlen mußten, sondern daß es auch städtische Steuern und Abgaben gab. Beispielsweise erhielt die Stadt Ahrweiler zu jener Zeit u.a.:
- den Schatz (eine Art Vermögenssteuer, geschätzt wurden Haus und Grundbesitz)
- eine Bede bei Verkäufen und Vererbungen (in diesem Fall eine Art Grunderwerbsteuer)
- die städtische Akzise (eine Art Verbrauchsteuer, in Ahrweiler insbesondere eine Wein- und Fleischakzise)
- das Bürgergeld (so mußte jeder von auswärts Zuziehende 10 Gulden bezahlen; heiratete er jedoch eine einheimische Bürgerstochter, betrug das Bürgergeld nur 5 Gulden; zeitweise wurde dieses sogar erlassen - warum nur ?)
- Strafgelder
In der preussischen Zeit und zu Beginn dieses Jahrhunderts wurden die Steuern von einer Veranlagungskommission bei den Landratsämtern bearbeitet. Nach Gründung der Reichsfinanzverwaltung hat man das im Jahre 1920 errichtete Finanzamt Ahrweiler mit 37 anderen neugebildeten Finanzämtern dem Landesfinanzamt Köln unterstellt. Zunächst wurde es in Ahrweiler im ehemaligen Hotel "Kaiserhof" untergebracht. Zug um Zug zogen sodann die einzelnen Abteilungen in das neu errichtete Amt ein.
Aktenkundig ist in diesem Zusammenhang, daß sich der Vorsteher des Finanzamtes zu Beginn seiner Tätigkeit mit einem etwa 80 cm langen Küchentisch und einem Küchenstuhl aus eigenen Vorräten behelfen mußte. Auch kam man zu jener Zeit noch mit weniger Personal in der Finanzverwaltung aus. So waren am 26.07.1920 im neuen Finanzamt nur 18 Bedienstete und Hilfskräfte untergebracht.
Obwohl die räumlichen Verhältnisse des Finanzamtes schon im Jahre 1921 nicht mehr ganz ausreichten, hat das Finanzamt zu jener Zeit dem Zollamt, das ebenfalls aus allen Näthen platzte, im ersten Obergeschoß des angemieteten Hotels zwei Räume zur Verfügung gestellt.
Im Laufe der Zeit dehnte sich die Besteuerung zu Gunsten des Reiches immer weiter aus. Und da die Verhältnisse im neuen Finanzamtsgebäude praktisch nie zufriedenstellend und sein Standort in Ahrweiler immer umstritten war, trug sich das Landesfinanzamt Köln in den Jahren 1925, 1026 mit Neubau- und Verlegungsgedanken.
Der Reichsfinanzminister ordnete schließlich 1936 den Erwerb eines geeigneten Bauplatzes an und beabsichtigte, die Mittel für den Bau in den Reichshaushalt 1937 einzustellen. Hierzu kam es jedoch bis zum Ende des Krieges nicht mehr.
Aufgrund der kriegsbedingten Verwaltungsreform wurde das Finanzamt Ahrweiler nach Beendigung des Krieges auch nicht mehr dem Landesfinanzamt Köln unterstellt, sondern der Oberfinanzdirektion Koblenz.
In den Jahren 1953/54 konnte der schon vor dem letzten Weltkrieg ausgearbeitete Plan für ein neues Finanzamtsgebäude sodann verwirklicht werden und die damals 83 Finanzbeamten und Angestellten durften am 20. September 1954 in das neue Gebäude, das an der Ecke Römer-/Joerresstraße lag, einziehen. Zu diesem Zeitpunkt waren im Übrigen noch drei Beamte beim Finanzamt tätig, die bereits im Jahre 1920 dort gearbeitet hatten.
In Folge der Neuordnung der Kreise, Städte, Verbandsgemeinden und Gemeinden in Rheinland-Pfalz vergrößerte sich im Jahre 1970 der Finanzamtsbezirk Ahrweiler um 12 Gemeinden des aufgelösten Kreises Mayen, während eine andere Gemeinde an den Finanzamtsbezirk Daun abgegeben wurde. Heute umfaßt er mti ca. 787 qkm und rd. 127.000 Einwohnern die Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler, Remagen, Sinzig, die verbandsfreie Gemeinde Grafschaft, sowie die Verbandsgemeinden Adenau, Altenahr, Bad Breisig und Brohltal mit 74 Ortsgemeinden.
Wegen der zunehmend einger werdenden räumlichen Verhältnisse im Finanzamtsgebäude wurden Mitte 1971 die 6 Einheitswertstellen in angemieteten Räumen (Mühlenteich 8) untergebracht. In dem Haus Orsbeckstr. 13 wurde schließlich für die BP-Stelle am 01.07.1973 das 1.Obergeschoß und am 01.02.1975 das 2.Obergeschoß angemietet. Schließlich wurde am 01.06.1976 im Hause Niederhutstraße 70 das 1.Obergeschoß angemietet, um die zwei Grunderwerbsteuerstellen, sowie die Wohnungs- und Sparprämienstelle unterzubringen.
Obwohl bereits im Dezember 1970 schon ein 1382 qm großes Nachbargrundstück des Finanzamtes für 63.000 Deutsche Mark zur Errichtung eines Anbaus erworben wurde, kam es nach vielen Planungsschwierigkeiten erst am 15.05.1985 zum ersten Spatenstich für den geplanten Erweiterungsbau. Im Juli 1987 konnte er endlich bezogen werden. Danach wurde das alte Finanzamtsgebäude vollständig renoviert und modernisiert und so insgesamt wieder Platzverhältnisse geschaffen, daß die Aussenstellen aufgelöst und alle Sachgebiete unter einem Dach vereint werden konnten.
Auch beim Finanzamt Bad Neuenahr-Ahrweiler gibt es einen Kantinenverein, der duch Kaffee, Tee und Brötchen dafür sorgt, daß die Arbeitskraft der Bediensteten über den ganzen Tag erhalten bleibt, und eine recht agile Finanzsportgemeinschaft, die neben Fussball, Tennis, Volleyball auch Nordic Walking anbietet. Sie ist auch Veranstalter eines der Höhepunkte des Finanzamtsjahres, indem sie die einzelnen Sachgebiete auf dem Fussbaldfeld gegeneinander antreten und später auf einer Hütte bei Spießbraten und Bier wieder versöhnen läßt. Auch der Personalrat trägt viel dazu bei, daß das Arbeitsklima beim Finanzamt Bad Neuenahr-Ahrweiler trotz ab und zu auftretender natürlicher Widrigkeiten im Großen und Ganzen sehr gut ist.